Welche Leistungen bietet ihr bei go2market im Bereich Marktforschung an?
Wir sind ein Marktforschungs-Supermarkt, der Produkte aus der Lebensmittel-Industrie oder von Start-ups testet. Ziel der Tests ist es Produkte mit Kundenfeedback weiterzuentwickeln. Das ganze sehr praxisnah – denn zu uns kommen reale Menschen, die dann die Produkte der Lebensmittelunternehmen kaufen und bewerten können.
go2market kommt ursprünglich aus Österreich. Könnt ihr Unterschiede bei den Zielgruppen zwischen Österreich und Deutschland feststellen?
Auf den ersten Blick würde ich sagen: Es gibt keine großen Unterschiede. Wir hatten aber schon deutsche Start-ups, die in Österreich starten wollten. Ein wesentlicher Unterschied ist die Preissensibilität – die in Deutschland stärker ausgeprägt ist.
Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Lebensmittelmarkt in Deutschland und Österreich ist die Preissensibilität – die in Deutschland stärker ausgeprägt ist.
Jörg Taubitz im Food-Experten-Podcast
Wie funktioniert euer Konzept?
Die Produkttester – bei uns als Panel bezeichnet – müssen sich bei uns bewerben. Aus den Bewerbungen – in Österreich sind es 12.000 – selektieren wir ein Panel aus 1500 Personen aus. Diese 1500 Personen werden so ausgewählt, dass wir ein möglichst ausgewogenes sozio-demografisches Panel zusammengestellt bekommen; also jung bis alt, männlich und weiblich usw. Jeder Teilnehmer im Panel bezahlt dann 15€ im Monat und kann dann über eine App bei uns einkaufen gehen; zu einem warenwert von 55€er darf von jedem Produkt maximal ein Stück einkaufen. Nach dem Einkauf nehmen die Teilnehmer ihre Produkte mit nach Hause. Im Markt selbst findet keine Marktforschung statt. Die Teilnehmer werden im Nachgang befragt. Nachdem sie die Produkte zu Hause getestet haben, können sie über unsere App die Produkte bewerten. Das Teilnehmer-Feedback erfolgt auf freiwilliger Basis. Dabei Fragen wir nach Verpackungen, Qualität oder dem Preis und dort kann man eben auch noch weitere vertiefende Fragen ergänzen. Die Panel-Mitglieder können eine drei-monatige, sechs-monatige oder zwölf-monatige Mitgliedschaft wählen und sich nach Ablauf neu für das Panel bewerben. Dadurch wird das Panel regelmäßig neu durchmischt.
Wo liegt der Unterschied zwischen den Daten aus eurer Marktforschung und den Daten aus einer eigenen Marktforschung (ohne externe Hilfe)?
Wir haben verschiedene Produktvarianten. Für den Einstieg gibt es bei uns den sogenannten Short-Check. Dabei erfährst Du als Lebensmittelunternehmen die Demografie deiner Zielgruppe. Das führt weg von dem Blick in die Glaskugel hinzu zum tatsächlichen Kennenlernen deiner Zielgruppe. Wir haben den Vorteil eine repräsentative Zielgruppe als Testpersonen zu engagieren. Wir geben den Unternehmen sogenannte Basisfragen mit an die Hand bei denen wir zum Beispiel das Panel nach Verpackungen oder Geschmack befragen. Zusätzlich haben wir noch 75 vertiefende Fragen, auf die die Unternehmen für Ihre Fragebögen zugreifen können. Diese Fragen haben wir geclustert zum Beispiel nach Verpackung, Geschmack, oder Umweltkriterien. Diese bekommen die Unternehmen in unserem Expertenkatalog zur Verfügung gestellt und können zu den drei Basisfragen an das Panel gestellt werden. Durch den Zugang zu unserer Plattform können die Unternehmen nach den Tests direkt ihre Ergebnisse auf ihrem Account einsehen; das heißt sie müssen nicht monatelang auf die Rückläufer der Fragebögen warten.
Wie stellt ihr euer Sortiment zusammen?
Als ich in Köln gestartet bin habe ich mir überlegt: Was könnte für die Produkt TesterInnen interessant sein. Uns prägt eine Mischung aus jungen Start-ups und typischen Marken Produkten. Unser Sortiment bestimmt sich aus den parallelen Markttests. Wir haben aktuell 120 Unternehmen, die mitmachen mit knapp 350 Produkten. Das Sortiment bestimmt sich immer anhand der teilnehmenden Unternehmen.
Schließt ihr Konkurrenzprodukte aus, wenn z.B. zu viele Anbieter gleiche oder ähnliche Produkte anbieten?
Das Problem haben wir im Moment nicht. Das wäre wohl eher ein Luxus-Problem. Der Platz ist der limitierende Faktor. Wir haben rund 400 Quadratmeter mit Kühlung und Tiefkühlung und da müssen wir schauen wie viele Produkte wir aufnehmen können. Außerdem bauen wir die Produkte eher breit auf und nicht wie im Supermarkt mit wenig Fläche. Wir stellen meistens eine Fläche von 0,8m * 1,2m zur Verfügung.
Wie kategorisiert ihr euer Sortiment? Ist der Aufbau der Regale vergleichbar der im typischen Supermarkt?
Wir haben eine Filial-Leitung, die schon visual merchandising betreibt; also schaut das Produkte thematisch zusammenstehen. Zum Beispiel das Thema Protein: In ein Regal kommen dann auch alle Proteinprodukte wie Nudeln oder Riegel. Viel spannender ist aber wie unser Panel die Produkte und den Supermarkt wahrnimmt. Wir haben schon festgestellt, dass die Kunden bei uns deutlich länger im Laden bleiben als im Supermarkt eine halbe Stunde ist bei uns keine Seltenheit. Im Gegensatz zum normalen Supermarkt – indem die Leute einfach durch die Regale gehen, ihre Wege kennen und gezielt ihre Produkte einkaufen. Zu uns kommen die Leute eher zum Stöbern.
Gibt es auch die Möglichkeit das gleiche Produkt mit unterschiedlichen Preisen zu testen?
Jörg: Zum einen kannst du unsere Panelteilnehmer über den Fragenkatalog nach dem Preis Fragen, zum anderen haben wir aber auch Technologiepartner, durch die wir auch Preispunkte variieren können. Wir können monatsweise Preise variieren. Zum Beispiel im ersten Monat ein Preis von 3,49€ und im zweiten Monat ein Preis von 3,79€. Dadurch kannst du dann auch die Preisentwicklung und Nachfrage prüfen. Eine Marktforschung ist beendet wenn wir eine Mindestzahl an Stücken abverkauft haben; in Österreich sind das 300 Stück pro Sorte in Deutschland 600 Stück pro Sorte, damit wir auch eine statistische Signifikanz hinbekommen.
Was ist deine größte Herausforderung aktuell?
Wir sind wirklich gut gestartet auch mit einer sehr guten Presse Resonanz. Was das Panel betrifft haben wir einen guten Zulauf. Wo wir optimierungspotential sehen: Auch verstärkt älteres Publikum ins Panel zu bekommen. Auf der Industrie Seite ist unsere Herausforderung, dass unsere Bekanntheit noch steigen muss. Außerdem das Verständnis der Industrie zu verstärken, dass sie bei uns eine schnelle Marktforschung mit sehr guten Ergebnissen bekommen.
Was ist für dich das Schönste für deiner Arbeit?
Ich komme ja eigentlich nicht aus der Marktforschung, sondern aus dem Sport. Ich durfte eine Fußballmannschaft in die erste Bundesliga begleiten. Dann hat mich der Geschäftsführer von go2market – ein guter Bekannter von mir – angesprochen. Er meinte, er hat in Wien etwas großartiges geschaffen und ob ich nicht Lust habe das zu unterstützen. Was mich fasziniert hat ist, dass das Konzept wirklich aus der Industrie und pragmatisch am Menschen ist. Beim richtigen Einsatz Geld spart und eben näher am Kunden ist. Außerdem erfüllt es mich ständig mit neuen Produkten in Kontakt zu kommen und auch mal abgefahrene Sachen probieren zu können.
Hast du eine Empfehlung für angehende Food-Start-ups?
Am Ende brauchen GründerInnen die Motivation, diese Passion für ihr Produkt. Wenn man das als einen iterativen Prozess sieht und nicht nur auf Leute hört, die sozialverträgliche Antworten geben; wenn man Objektivität möchte und frühzeitig prüfen, ob man auf dem richtigen Weg ist, dann geht das nur mit Marktforschung. Bei aller Euphorie und Überzeugungskraft die man als Gründer braucht: Diese Ausgewogenheit zu finden das ist das was ich gerne mitgeben würde – ohne altklug zu wirken. Denn auch wir sind ein Start-up und sind in diesem Prozess.
Welches Buch würdest Du deinem früheren Ich, sagen wir mal mit 18, empfehlen und warum?
Ich habe noch eine hohe Affinität zu meinem alten Fußballverein. Das hat leider nichts mit Food zu tun, aber das Buch über die Geschichte dieses faszinierenden Vereins der ersten FC Union Berlin, das würde ich gerne Menschen an die Hand geben. Denn darin sieht man was jeder erreichen kann, wenn er mit Disziplin und Freude einer Sache nachgeht.

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