Tatsächlich habe ich euer Konzept schon auf den Retail-Innovation-Days kennenlernen dürfen. Aber jetzt geht’s ans Eingemachte:
Welches Konzept steckt hinter „Kastl-Greissler“ bzw. dem deutschen Pendant „KistenKrämer“?
Hinter dem Konzept steckt nichts weniger als die Revolution der Nahversorgung.
Christoph Mayer
Aus meiner tiefsten Überzeugung als Bauer kann ich nicht akzeptieren, dass Eier 200 Kilometer zum Verbraucher reisen. Die einzige Logik dahinter ist das Modell der Zentral-Logistik der Supermärkte. Das Resultat ist: Menschen kaufen nur noch Eier, höchstens einer Eier-Marke ohne Verbindung zum Ursprung.
Bei uns geschieht die Sortimentsgestaltung dezentral. Unsere Kaufleute entscheiden vor Ort, welche lokalen Lieferanten sie möchten. Wir liefern die Marke, PR und das System inkl. Shop und Kühlsysteme. In einem Jahr haben wir bereits 20 Shops eröffnet.
Das Konzept funktioniert als Selbstbedienungs-Laden. Ein Laden umfasst etwa 500 Artikel des täglichen Bedarfs. Der Kunde scant seinen Einkauf selbst, bezahlt und verlässt den Laden.

Wie sorgen die FranchisenehmerInnen immer für volle Regale bei einer 24/7 Verfügbarkeit?
Wir haben feste Zeiten, an denen die Betreiber vor Ort sind; aber sie sind nicht immer vor Ort. Dadurch funktioniert das Konzept, denn das reduziert die Fixkosten. Wir sind nicht 24/7 verfügbar, weil wir an die Ladenschluss-Gesetze gebunden sind.
Wie kommt die Ware ins Regal?
Es gibt verschiedene Modell. Der Basisfall ist: Unsere Warenwirtschaft löst aufgrund eines Meldebestands einen Bedarf aus. Die Betreiber befüllen dann je nach Bedarf die Boxen nach. Ein Sonderfall sind Backwaren: Die werden von den Bäckereien selbst bestückt; täglich frisch. Die Bäckereien fahren dann einfach auf ihrer Morgentour an der Box vorbei.
Unterscheidet sich das Konzept zwischen Österreich und Deutschland?
Unsere Erkenntnis ist: Das sich die Länder nicht unterscheiden. In der Kommunikation sind wir etwas anders beispielsweise KistelGreisler vs Kistenrkrämer.
Wo liegt eure Preisspanne? Vergleichbar mit einem Rewe oder eher einem Hofladen?
Bei gleicher Qualität wie im Supermarkt beispielsweise einem Standard-Olivenöl, dann sind wir dort Preisgleich mit dem Supermarkt. Üblich ist aber ein differenziertes Sortiment mit regionalen Artikeln. Dort sind wir auf einem marktüblichen Preisniveau.
Wie ist deine Sicht auf die Entwicklungen mit den Lieferdiensten?
Es ist Gott sei Dank ein Trend, dass sich Menschen immer mehr Gedanken machen, welche Lebensmittel sie in sich hineinstopfen.
Es ist schon erstaunlich: Menschen bezahlen viel Geld für einen Premium-Diesel, aber kaufen Lebensmittel im Discount.
Christoph Mayer
Ich sehe das neue Konzept nicht als Konkurrenz, sondern als breites Angebot für die Kunden. Ich begrüße die Konzepte und bin sehr optimistisch.
Du bist außerdem als Berater / Business-Angel tätig bei Goodshares. Wie ist deine Sicht auf den Lebensmittelmarkt insgesamt? Wo siehst du Herausforderungen, die wir unbedingt lösen müssen als Gesellschaft?
Die große Hausforderung, die wir zu lösen haben, ist: Die Kunden mit den Produzenten wieder zu verknüpfen. Damit die Kunden ein Verständnis dafür haben, wo die Lebensmittel herkommen. Vor 50 Jahren war das noch ganz normal. Durch die Zentral-Logistik wurde dies anonymisiert.
Was ist deine größte Herausforderung aktuell?
Wir sind gerade dabei unseren Store von Stahl auf Holz umzustellen. Daran kämpfen wir gerade sehr, dass dieser aus kosteneffizient ist.
Was ist das Schönste für dich an deiner Arbeit?
Die Menschen. Mit 40 habe ich begonnen mich mit Menschen zu umgeben die Energie bringen und keine Energie rauben. Die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten sind genau solche Menschen.
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