Verpackungsdesign ist nach wie vor eins der wichtigsten Kommunikations-Elemente für Lebensmittel. Auch wenn es einen positiven Trend in Richtung eCommerce gibt; der stationäre Handel bleibt mit über 90% der relevanteste Ort für den Wocheneinkauf.
Diesem wichtigen Thema, der Verpackung, widmet sich Andreas mit seiner Packaging-Agentur bereits seit 2009. In diesem Interview erfährst du wie der Prozess einer Layout-Gestaltung ist, welche Trends es in Bezug auf Design & Material gibt und wie Andreas seine eigene agile Produktentwicklung gestaltet – ganz nah am Kunden.
Warum hast du Milk Food gegründet und was genau macht ihr?
Wir sind eine Agentur für Food-Packaging-Design. 2009 gegründet wollen wir durch unsere Arbeit dazu beitragen, dass Lebensmittel einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft bekommen.
Unser Claim lautet „wir verpacken Geschmack“ – darunter zählt alles was der Mensch so isst.
Andreas Milk
Wir unterstützen Hersteller dabei Ihre Produkte erfolgreich zu vermarkten. Unsere Aufgabe ist es gestalterisch die Werte des Unternehmens so darzustellen, dass der Kunde diese erkennt. Die Verpackung hat aber auch ihre ureigene Funktion: Den Schutz des Lebensmittels. Da wir unsere Lebensmittel überwiegend stationär einkaufen ist die Verpackung eine extrem wichtige Kommunikationsfläche.

Was ist euer Food-Lab?
Das ist etwas Besonderes, was mir sehr am Herzen liegt. Es gibt außer uns noch weitere auf Food spezialisierte Verpackungsdesign-Agenturen, aber keine mit einem Food-Lab wie unserem. Anfang 2020 habe ich diese Abteilung ins Leben gerufen. Dort denken unsere Köche über das nach was wir verpacken: Die Lebensmittel. Dort kreieren wir Konzepte und Prototypen direkt an der Wurzel. Das bieten wir als Dienstleistung; anfangs haben wir uns aber nur als Impulsgeber positioniert.
Wie entwickeln sich die Verpackungen von Lebensmitteln? Wohin geht der Trend, was Design und Material betrifft?
De Design-Trends würden hier den Rahmen sprengen. Aber du sagst es: Ein Trend ist eine Reduktion, eine Sauberkeit, die eine gewisse Souveränität ausstrahlt. Diese Klarheit soll dann eine Haltung darstellen. Ich als Hersteller kann eine Botschaft ausstrahlen und benötige keine Störer an allen Ecken. Es wird ein klarer Nutzen kommuniziert. Es gibt ganz verschiedene Trends innerhalb der breiten Kategorien. Im Bereich Süßwaren gelten andere Regeln als im Bereich Kaffee.
Im Bereich Material geht der Trend weg vom Kunststoff – was eine große Herausforderung ist.
Andreas Milk
Denn der Kunststoff ist leicht, günstig verfügbar und bietet eine sehr gute Barriere Eigenschaft. Wir begegnen diesem Trend auf zwei Arten. Erstens der komplette Ersatz von Kunststoff und auf der anderen Seite eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoff zu schaffen. In der Politik gibt es in diesem Bereich ambitionierte Ziele dazu. Einige Verpackungslösungen sind allerdings auch noch nicht zugelassen. Wir vergessen dabei oft die Verbraucher, denn diese müssen die Verpackungen auch sauber trennen. Bei der Vermeidung arbeiten wir beispielsweise mit Papier oder auch bioabbaubare Kunststoffe. Wobei diese noch nicht schnellgenug kompostieren und damit noch nicht im Kompost landen.
Du hast bereits mit vielen bekannten Marken zusammengearbeitet – was treibt dich persönlich an?
Ehrlich gesagt: AN dieser Zukunft mitgestalten. Ich möchte als Designer meinen Beitrag leisten, dass Lebensmittel einen höheren Stellenwert bekommen und wir es schaffen zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen.
Besonders spannend finde ich euer Tool für agile Produktentwicklung – kannst du uns etwas mehr darüber erzählen?
Wir haben einen Food-Truck entwickelt, mit dem wir direkt an Kunden unsere Verpackungen ausprobieren können. Wir arbeiten in sogenannten Design-Sprint, d.h. wir arbeiten in definierten Phasen von einem bis fünf Tagen und nach den Sprints werden die Ergebnisse getestet. Je nach Zielgruppe kann das an einer Hochschule sein oder auch an einem Markt. Dort verkosten wir die Produkte in Kombination mit dem Design – und das iterativ um so zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Was ist deine größte Herausforderung aktuell?
Das Thema New Work begleitet uns aktuell. Wir arbeiten jetzt eher flexibel, was einem kulturellen Change entspricht. Wir arbeiten sehr analog und das im Einklang mit hybriden Arbeitsmodellen ist herausfordernd.
Deine Empfehlung für Gründer/innen im Bereich Food
Die Kombination aus Food und Technologie zusammenführen. In Zukunft (2040) wünsche ich mir mit einer smart Glass im Supermarkt unterwegs zu sein und beispielsweise nur noch Produkte zu sehen die meinen Filtern entsprechen; wie Regionalität, Bio, wenig Zucker.
Welches Buch würdest Du deinem früheren Ich, sagen wir mal mit 18, empfehlen und warum?
Ich würde allen empfehlen unser Material Lab Buch zu lesen.
Hier findest du Milk-Food: https://www.milk-food.de/
Die Revolutionierung der Nahversorgung: https://gross-foodconsulting.de/2022/01/06/revolution-der-nahversorgung/
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