Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen: Und warum hast du dich den Hülsenfrüchten verschrieben und möchtest du noch etwas über dich ergänzen?
Meine liebe zur Hülsenfrucht ist entfacht als ich in Italien an der Universität für gastronomische Wissenschaften studierte. Dort in der Mensa gab es jeden Tag gekochte Hülsenfrüchte als Gericht. Später fiel mir auf: Das waren immer regionale verschiedene Sorten. Diese wurden immer in ihrer eigenen Brühe, einem Stück Brot und Olivenöl serviert. Anfangs ist mir dies nicht so aufgefallen. Im Verlauf des Studiums sprachen wir über alle möglichen Themen rund ums Essen von Esskultur über Landwirtschaft bis Sensorik. Dort fiel mir irgendwann auf, dass in vielen Fächern die Hülsenfrucht gelobt wurde. Sie wurde gepriesen für bessere Gesundheit, den Landbau und Ressourcenschutz. So begann meine liebe zu den Hülsenfrüchten.
Im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit untersuchte ich dann vier weiße Bohnen Sorten sensorisch und im Anbau.
Elisabeth Berlinghof

Was sind eigentlich Hülsenfrüchte?
Meistens werden die getrockneten Samen der Familie der Schmetterlingsblütler/Leguminosen genannt. Das ist eine riesige Pflanzenfamilie mit ca. 18000 Arten weltweit. Die Blüte sieht aus wie ein Schmetterling, daher der Name. Eine weitere Charakterisierung sind die Knöllchen an den Wurzeln. Sie können Stickstoff aus der Luft in pflanzenverfügbaren Stickstoff umwandeln. Was für die Landwirtschaft sehr wichtig ist. Im Ökolandbau sind Leguminosen die wichtigsten Düngepflanzen, da dort keine synthetischen Dünger erlaubt sind.
Ich glaube Hülsenfrüchte sind eher unbeliebt, besonders in den jüngeren Generationen. Wie siehst du das?
Jahrhundertelang waren Hülsenfrüchte wichtiger Bestandteil in unserer Nahrung. Fleisch gab es nur zu besonderen Anlässen. Wir haben einen kulturellen Fleischhunger entwickelt. Dann kam eine Revolution und wir konnten uns alle Fleisch leisten. Meine Großeltern würden sagen, Hülsenfrüchte sind das Essen für arme. In den letzten fünfzig Jahren war daher wenig Interesse daran. Gleichzeitig nehme ich aber auch einen Paradigmenwechsel war. Es gibt eine jüngere Generation, die deren Wert an einer nachhaltigen Ernährung entdecken. Der kulinarische Zugang fehlt dort oft, diese Lücke können wir durch Kennenlernen anderer Länder wie Italien schließen. Dort genießen Hülsenfrüchte größere Wertschätzung.
Warum sind Hülsenfrüchte aber so wichtig für unsere Nahrungsmittelproduktion?
Aus landwirtschaftlicher Sicht: Die Pflanze produziert Stickstoff der als Dünger für andere Pflanzen dient. Wenn wir noch eine Ebene höher zoomen finden wir die Frage, wo unsere lebenswichtigen Proteine herkommen.
Es wird oft vergessen, dass Tiere keine Proteine produzieren.
Elisabeth Berlinghof
Sie müssen erst pflanzliche Proteine konsumieren, damit das Tier am Ende deutlich weniger Proteine in Form von Fleisch und Milch abgeben kann. Wir aber stattdessen die pflanzlichen Proteine auch direkt essen könnten. Außerdem importieren wir sehr viel Soja wodurch eine hohe Landnutzung und Waldrodung entsteht.
Des Weiteren sind Hülsenfrüchte sehr gesund. Durch ihren hohen Ballaststoff-Anteil fördern sie eine gesunde Darmflora. Außerdem halten sie lange satt und führen zu einem konstanten Blutzuckerspiegel.
Das Bundeszentrum für Ernährung schreibt „Hülsenfrüchte sind im deutschen Ertragsanbau von geringer Bedeutung – Als Weltnahrungsmittel jedoch an zweiter Stelle nach Getreide“. Wie sind Hülsenfrüchte aus Landwirtschaftlicher Sicht in Deutschland einzuordnen? Wieso werden diese nicht mehr angebaut?
Dieser wichtigen Frage stellen sich noch mehr Personen. Es wird bereits daran geforscht wie wir mehr Leguminosen in unsere Anbausystem und auf unsere Teller bekommen.
Durch fehlende Investitionen in Züchtungen sind die Erträge noch zu instabil, daher zieren sich auch viele Landwirt noch davor.
Elisabeth Berlinghof
Das hat meiner Meinung nach viel mit der Forschungslücke die letzten fünfzig Jahre zu tun und mit der Verfügbarkeit von synthetischem Stickstoff.
Wie wichtig siehst du den Beitrag von Food-Start-ups den Anbau von Hülsenfrüchten voranzutreiben?
Ich finde diese haben eine sehr zentrale Rolle und sind wahnsinnig wertvoll. Sie können neue Wege im System schaffen und Landwirten auch kleinere Mengen abnehmen, wenn diese damit experimentieren wollen. Dort besteht jedoch noch die Lücke der Reinigung und Verarbeitung.
Welches Buch würdest Du deinem früheren Ich, sagen wir mal mit 18, empfehlen und warum?
The Omnivore‘s Dilemma von Michael Pollan
Mandelmilch 2.0: [KLICK]
Aktion Schotenschätze bei Dussmann: [KLICK]
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