Koch, Eishersteller, Hip-Hopper und Pädagoge: Das ist Paul Denkhaus.
Er kombiniert seine Leidenschaft zum Kochen mit pädagogischer Arbeit und widmet sich intensiv der Ernährungsbildung. Für ihn hört diese aber nicht am Herd auf, sie beginnt auf dem Schulgarten und geht bis zum Rap-Koch-Video für das deutsche Bundesministerium.
Über sein Engagement, wo es bezüglich Ernährungsbildung noch Nachholbedarf gibt und an welchen Projekten er aktuell arbeitet erzählt er mir im Interview.
Du hast eine Kochausbildung absolviert und darauf aufbauend eine Ausbildung zum Speiseeis-Hersteller gemacht. Mir war nicht bewusst, dass es eine Ausbildung zum Eis herstellen gibt. Wie bist du darauf gekommen diese Ausbildung zu machen?
In der Kochausbildung hat mir der Dessert-Teil am besten gefallen. Eine Konditorausbildung war dann naheliegend, aber die hätte drei Jahre gedauert. Erneut drei Jahre ohne richtiges Gehalt hat sich nicht richtig angefühlt. Durch Recherche bin ich dann auf die Speiseeis-Ausbildung gestoßen. Diese Ausbildung wurde damals gerade erst in Leben gerufen – daher gab es auch noch wenig Betriebe, die es anboten. In Berlin bin ich dann auf das Eiscafé Klatsch aufmerksam geworden und habe auch dort meine Ausbildung absolviert.
Nach Koch- und Eisherstellungs-Ausbildung war dein Bildungsweg aber noch nicht zu ende. Was hast du dann noch gemacht?
Ich habe mein Fachabitur nachgeholt und noch soziale Arbeit studiert. Dieses Studium prägt seitdem meine Laufbahn
Wie kombinierst du Hiphop und Ernährungsbildung?
Der Ursprung liegt in meiner Kochausbildung. Schon als Kind hat mich Hip-Hop fasziniert. Mit 17 kam mir während der Arbeit in der Küche die Idee. Als ich merkte, wie bei der Arbeit in der Küche ein Takt entsteht z.B. beim Schlagen des Schneebesens gegen die Schüssel; da kam mir zum ersten Mal die Idee Musik und Kochen zu verbinden. Während meines Studiums habe ich mich mit Ernährung in Kombination mit sozialer Arbeit beschäftigt.
Dort stieß ich auf ein Projekt in New York: Hip-Hop Public Health.
Dieses Programm versucht über Hip-Hop verschiedene Gesundheitsthemen in der Community zu verteilen. Das Programm sah ich mir in New York an und seitdem arbeite ich ein stimmiges Konzept aus, das ich in Deutschland umsetze. Während Corona habe ich verschiedene Videos für das Bundeszentrum für Ernährung gedreht, in denen ich rappe und Kochskills vermittle.
Gibt es noch andere Projekte im Bereich Ernährungsbildung, die du aktuell begleitest?
Dieses Jahr begleite ich noch die vernetzte Ernährungsbildung in Berlin. Dort gibt es die essbare Schule. Das Wissen, dass dort entwickelt wird verteile ich in der Community.
Im Projekt „essbare Schule“ wird versucht das Thema Ernährung in den Schulalltag zu integrieren.
Bestandteil dessen sind zwei Gärten in denen auch Bienen gehalten werden. Diese Gärten begreifen wir als Bestandteil der Schule, in denen auch anderer Unterricht wie Mathematik stattfinden kann.
Warum ist dir das so wichtig, warum tust du was du tust?
Auf der einen Seite motiviert es mich meine Kreativität auszuleben in der Verbindung von Hip-Hop und Kochen. Auf der anderen Seite besteht bei mir eine große Unzufriedenheit wie das Thema Ernährungsbildung sonst behandelt wird.
Das Thema wird oft sehr dogmatisch angegangen und der Genuss tritt in den Hintergrund. Gleichzeitig ist es auch meine Leidenschaft für essen und kochen. Zu guter Letzt treibt mich das Thema Klimawandel an, was eng mit der Ernährung verbunden ist.
Wo gibt es noch Nachholbedarf in Deutschland was die Ernährungsbildung betrifft?
Es gibt viele Herausforderungen in dem Bereich. Ein Thema ist beispielsweise der Föderalismus in Deutschland, der es schwer macht neue Konzepte zu integrieren. In einigen Bundesländern ist das Thema Ernährung in der Ausbildung von Lehrern vorhanden. Des Weiteren gibt es keine Verpflichtung für Weiterbildung im Bereich der Lehrkräfte.
Was ist aktuell deine größte Herausforderung?
All diese Bälle zu jonglieren, ohne dass sie mir auf die Füße fallen. Ich habe mich etwas übernommen, weil ich einfach viel umsetzen möchte.
Was ist für dich das Schönste an deiner Arbeit?
Das sind die Workshops. Durch Corona ist leider viel auf der Strecke geblieben, aber die Umsetzung vor Ort bereitet mir am meisten Freude.
Wo siehst du Potenzial für Gründer in dem Bereich Ernährungsbildung?
Ganz bestimmt – allerdings habe ich mir darüber noch nie wirklich Gedanken gemacht. Bedarf sehe ich z.B. an einem Angebot für Kochboxen, die zum Kochen mit Kindern einladen.
Welches Buch würdest Du deinem früheren Ich, sagen wir mal mit 18, empfehlen und warum?
Ein Buch zum Thema Finanzen, sowas wie Finanzen für Dummies. Ein genaues Buch kann ich gerade nicht empfehlen.
Hier findest du Paul: https://denkhausmannsart.de/
Les hier über das Ende der Unverpackt-Ära: https://gross-foodconsulting.de/2022/05/02/das-ende-der-unverpackt-aera/
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